Achtsamkeit nur ein abgedroschener Trend?

#Eltern-Gedöns Episode #EG090

Ist Achtsamkeit ein abgedroschenes Buzzword? | Eltern-Gedöns-Podcast

Achtsamkeit ist in aller Munde – und mittlerweile so inflationär eingesetzt, dass es mancher nicht mehr ernst nehmen kann. Ein Buzzword ohne Inhalt, das nur noch für ironische Aussagen taugt, sagte mir jemand. In dieser Folge erkläre ich dir an Hand von drei Kritikpunkten, warum mir Achtsamkeit so wichtig ist, weshalb sie zeitlos ist und was sie für mich bedeutet – gerade im Leben mit meinen Kindern.

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Kleine Reihe Achtsame Elternsein

Achtsamkeit nur ein abgedroschener Trend? (diese Folge)

Achtsam mit meinem Kind umgehen

Achtsamkeit & Meditation im Alltag und Familie (kommt noch)

Weiterhören:

Bewegte Meditationen

Angeleitete Meditationen

 


Mit Kindern kommunizieren - bei Wutanfall

Tagesseminar Köln: Kommunizieren mit Kindern

Wie können wir zu unseren Kindern sprechen, ohne sie zu verletzen, sondern sie vielmehr zu stärken? Wie können wir sie begleiten in Stressphasen? Wie können wir uns mit ihnen gerade dann verbinden, wenn sie von großen Gefühlen überwältigt werden? In diesem Tagesseminar lernst du eine Methode kennen, mit deinem Kind neu zu kommunizieren. Weiter Infos und Anmeldung: Kinderzentrierte Kommunikation

Seminar-Ankündigung: Meditation für Eltern mit Kindern

Bild eines Kindes im halben Lotus. Text: Meditation für Groß und Klein

Am 13. September findet in Köln das Seminar „Der kleine Samurai findet seine Mitte“ statt. Die Nachmittagsveranstaltung ist ein Angebot für Eltern mit ihren Kindern! Das Ziel: Gemeinsam einen spielerischen Zugang zu Meditation zu finden. 

Schon Kinder leiden unter Stress. Viele Termine, Anforderungen und vor allem gehetzte oder gestresste Eltern. Um in dieser schnellen hektischen Welt zu überleben, brauchen wir die Fähigkeit ruhig zu werden. So wie das Inneren eines Wirbelsturms ruhig bleibt, während sich um es herum alles wirbelt.

Meditation ist innehalten

Meditation ist die Kunst innezuhalten und zu schauen, was gerade ist. Auf sich zu hören. Dem Körper nachzuspüren, den Gefühlen zuzuschauen und den Gedanken zuzuhören – ohne dass ich dem Ganzen ausgeliefert bin.

Meditation ist im Moment sein

Meditation hilft uns im Moment zu bleiben, statt uns von Sorgen oder Tagträumen mitreißen zu lassen. Kinder sind oft im Moment. Ihnen ist das Gefühl sehr vertraut ganz im Jetzt aufzugehen.

Meditation ist beobachten

Meditation ist auch die Fähigkeit einen Schritt zurückzutreten. Das was gerade passiert zu beobachten. Diese Fähigkeit ist uns Erwachsenen vertraut.

Eltern und Kinder lernen mit und voneinander

In der Meditation können Eltern und Kinder lernen bewusst im Moment zu sein und zu beobachten. Wir lernen beide von einander.

Daher lädt das Seminar Eltern ein gemeinsam mit ihren Kindern Meditation (neu) zu entdecken.

Meditationen für Kinder: Bewegt und spielerisch

Die Meditationen in dieser Seminarreihe richten sich besonders an Kinder. Sie sind zum einen bewegt. Kinder drücken sich in der Bewegung aus. Deswegen kommen wir in diesem Seminar von der Bewegung zur Stille.

Zum anderen sind die Meditationen spielerisch. Kinder lernen durchs Spielen. Das ist etwas, was wir von ihnen lernen können. Im Spiel wird Lernen plötzlich leicht – und tief.

Seminar: Der kleine Samurai findet seine Mitte

13. September 2017

Köln: Uta Akademie, Venloer Str. 5, 50672 Köln

16 bis 17.30 Uhr

Leiterin: Anando Würzburger

Eltern mit Kind (ab 7 Jahre)

10 Euro

Anmeldung: telefonisch unter  0221-57407-0

Infos: Meditation mit Kindern

Die Veranstaltung ist Teil der Seminarreihe Meditation für Groß und Klein.

Im Moment bleiben, wenn die Gedanken kreisen: Mich auf Kinder einlassen

Wie kann ich mich ganz auf mein Kind einlassen? Diese Frage stellte mir letztens ein Vater. Er spürt, wie seine Gedanken abschweifen, wenn er mit seinem Kind zusammen ist. Dabei möchte er sich auf das Kind einlassen. Doch im Kopf plant er schon den nächsten Tag oder ärgert sich über etwas, was passiert ist. Dazu ein paar grundlegende Gedanken und konkrete Tipps.

Nicht bei den Kindern zu sein oder nicht ganz bei der Sache zu sein ist, weit verbreitet. Ich gehe soweit zu sagen: Die meisten von uns sind nicht bei der Sache.

Nebenbei etwas anderes tun – keine gute Idee

Gerade hab ich mich erwischt: Während ich diesen Artikel schrieb, aß ich beiläufig ein paar Haselnüsse. Ich schob mir eine Nuss nach der anderen in den Mund. Die erste Nuss hatte ich noch gar nicht zu Ende gekaut, da kam schon die zweite Nuss. Ich war nicht bei der Sache – zumindest nicht bei der Sache „essen“.

Unsere Aufmerksamkeit zersplittert

Wenn ich mehrere Dinge gleichzeitig tue, ist meine Aufmerksamkeit geteilt. Wir erledigen viele Dinge gleichzeitig. Es muss ja schnell gehen. Damit sind wir nicht allein. Diese Rastlosigkeit ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet: Die morgendlichen 80 neuen WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails sind nur die Spitze des Eisbergs. Dass sich unser Leben beschleunigt hat, hat lange vor den digitalen Medien begonnen. Ich will in diesem Text aber nicht nach Ursachen suchen, sondern nach Lösungen.

Tatsache ist: Vielen von uns fällt es schwer im Moment zu bleiben. Den Moment zu genießen und wahrzunehmen. Das Gute ist: Wir könnten das (wieder) lernen!

Wenn meine Gedanken rasen, ich mir Sorgen mache über die Zukunft oder über die Vergangenheit nachdenke, verpasse ich den Moment. Das wird besonders deutlich, wenn ich mit Kindern zusammen leben. Kinder, vor allem sehr kleine Kinder leben im Moment. Sie lassen sich nicht so leicht in ein Korsett aus Plänen pressen – zum Glück!

Kinder kämpfen für den Moment

Unsere Tochter ist fünf, sehr wild, lebenslustig und geht gerne in den Kindergarten. Dennoch gibt es morgens manchmalKnatsch, wenn sie in den Kindergarten muss. An einem bestimmten Punkt muss sie fertig sein, damit meine Frau noch die Bahn bekommt. Und dieses „Muss“, diesen Druck spürt unsere Tochter nur zu gut. Sie sagt dann nein – auf ihre Weise.

Kinder spüren also sehr gut, wenn wir nicht im Moment sind. Und sie spüren, wenn wir sie aus dem Moment rausholen wollen. Kinder sind gute Zeichengeber.

So war es auch bei dem Klienten, wenn er merkte, dass seine Aufmerksamkeit abschweifte. Und wie gut, dass er es merkte. Viel zu oft merken wir es nicht.

Um aus dem Kreisen der Gedanken herauszukommen und wieder in den Moment zu kommen, helfen zwei Dinge: die Gedanken loslassen und sich auf den Moment einlassen. Beides geht Hand in Hand. Wenn das eine erfüllt ist, ist das andere da. Er sind zwei Türen zum selben Zimmer.

Gedanken loslassen

Wie das geht? Die Aufmerksamkeit zu trainieren ist eine Möglichkeit. Meditation bietet sich hier an. Nur: das kann auch gerade der falsche Weg sein. Zumindest am Anfang. Wenn meine Gedanken immerfort kreisen und ich mich still hinsetzen soll, werden meine Gedanken wahrscheinlich weiter kreisen. Meiner Erfahrung nach macht es das nicht leichter. Daher empfehle ich an dieser Stelle erst einmal mehr in den Körper zu gehen.

Den Körper auspowern

Auspowern lautet meine Empfehlung. Viele kennten diese Erfahrung aus dem Sport: Ob ich mit Kopfschmerzen zum Aikido gehe oder mit Sorgen anfange zu joggen, nach einer Weile fällt alles von mir ab! Ich bin im Moment.

Die körperliche Betätigung bringt uns zurück in den Körper. So banal das klingt, so hilfreich ist es dennoch. Nur wie baue ich das in meinen engen Tagesplan ein?

Das 3-Minuten-Mini-Workout

Soll ich immer erste eine Runde joggen gehen oder ins Fitnessstudio, wenn ich mit den Kindern spielen will? Nein und ja: Ich kann mich auch mal kurz auspowern. Beispiel Treppen: Die gibt es in fast jedem Haus – Bungalows mal ausgenommen. Fünf oder notfalls 20 mal die Treppe hoch sprinten, treibt bei den meisten von uns den Plus hoch. Danach sind wir wohlig erschöpft. In diesem Zustand setze ich mich zu meinem Kind und bin ganz da.

Sport und körperliche Betätigung helfen mir loszulassen – sowohl im konkret Moment als auch langfristig. Deswegen mein Tipp: Bewegen Sie sich. Und am besten regelmäßig!

Einlassen auf den Moment – und den anderen

Neben dem Loslassen kann ich auch üben mich einzulassen. Damit meine ich die Aufmerksamkeit zu schulen. Es gibt dazu zahlreiche Übungen. Ich empfehle hier tatsächlich in kleinen Schritten mehr Bewusstheit zu üben – und zu meditieren. Mehr zu Meditation ein anderes Mal.

Bewusst leben – die ersten Schritte

Es geht darum bewusst zu leben. Das heißt: Die Haselnuss, die ich kaue, bewusst zu schmecken. Bewusst spüren, wie die Nuss unter meinen Zähnen birst. Die einzelne Nuss bewusst zu Ende zu kauen. Bewusst zu warten, bis der Mund leer ist, das letzte Nusskrümmelchen verschwunden ist. Bewusst zu spüren, ob ich noch Hunger habe. Bewusst mich zu entscheiden: ich esse weiter oder ich höre auf.

Durch solche kleinen Übungen lerne ich bewusst zu sein. Ich lerne mich auf den Moment und damit auf mein Kind einzulassen.

Lese-Tipps

Daniel Goleman: Konzentriert euch! Eine Anleitung zum modernen Leben.
Der Psychologe Goleman, Autor des Bestseller „EQ. Emotionale Intelligenz“, beschreibt hier, wie die Digitalen Medien unsere Konzentrationsfähigkeit stören und zerstören können. Und: Er gibt grundlegende Ansätze und Lösungsmöglichkeiten.

Wie Sie mit Ihrem Perfektionismus und innerem Kritiker umgehen

Perfektionismus hilft uns im Beruf weiter, zumindest oberflächlich betrachtet. Tatsächlich führt er zu einem inneren Konflikt und der macht im schlimmsten Fall krank. Damit es nicht so weit kommt, weisen Sie Perfektionismus und den inneren Kritiker in die Schranken, und zwar so:

„Du musst noch diesen Blogpost schreiben.“ Dieses „du musst“ hallte am letzten Tag vor unserem Urlaub durch meinen Kopf. Leider war es nicht das einzige „du musst“ und so fiel es am Ende des Tages unter den Tisch beziehungsweise stand noch sehr anklagend auf meiner To-do-Liste. Ich bin mit einem schlechten Gewissen zu Bett gegangen: „Hätte ich doch früher damit angefangen, hätte ich doch …“

Tatsache ist, dass ich an diesem Tag extrem fleißig gewesen bin. Ich hatte unglaublich viel erledigt: letzte Telefonate und E-Mails, Steuererklärung, Buchhaltung, Packen, letzte Vorbereitung wie Auto Waschen und Auftanken. Der Tagesrückblick hätte eigentlich sein sollen: Wow, was habe ich heute alles geschafft! Das wäre eine angemessene Reaktion gewesen. Doch: das „hättest du doch“ und „du musst“ haben mich runtergezogen.

Der innere Kritiker und die Antreiber

„Du musst“ ist ein klassischer Hinweis auf den inneren Kritiker oder den Antreiber „sei perfekt“. Diesen Antreiber in mir kenne ich sehr gut, immerhin begleitet er mich schon sehr lange und ich habe mich schon oft mit ihm beschäftigt. Die Arbeit mit den inneren Antreibern, an dieser Stelle nehme ich mal die Illusion schneller Lösungen, ist – häufig – ein lebenslanges Ringen, ein lebenslanges Wachsen. Die gute Nachricht: Wir können uns verändern, dazu ist es nie zu spät!

Den inneren Kritiker in die Schranken weisen

Der erste Schritt ist, den inneren Kritiker zu erkennen. Der zweite ist, ihm seine Macht zu nehmen. Das geht im inneren Dialog in der direkten Konfrontation, also zum Beispiel: „Nein, du hast mir nichts zu sagen – ich bestimme, wo es langt geht.“ Und es geht wie immer leichter mit Humor, also auf ein inneres „du musst“ zum Beispiel zu antworten: „Ich muss gar nichts – außer mal aufs Klo.“

Reframing: Die Wirklichkeit umdeuten

Mir ist eine nützliche Umdeutung, auch Reframing genannt, im Urlaub zwei Tage später eingefallen. Während ich im Liegestuhl lag, zwischen den Bäumen schien die Sonne Burgunds, die Kinder planschten im Fluss, kam mir plötzlich die Einsicht: Das „ich muss den Blogartikel schreiben“ kann ich positiv nutzen, in dem ich einen Blogartikel über das „ich muss“ schreibe.

Der unperfekte Artikel über Perfektionismus

Und um den inneren Kritiker in seine Schranken zu weisen, mache ich diesen Blogpost ziemlich unperfekt: Statt lang zu planen, spreche ich den Artikel spontan ins Mikro meines Handys, danach schreibe ich ihn ab und halte mich maximal eine halbe Stunde mit dem Layout des Artikels auf.

Perfektionismus erwünscht: Steigere das Brutto-Sozial-Produkt

Die Crux am inneren Kritiker und am Perfektionismus ist die Folgende: Sie helfen uns gerade beruflich weiter. In unserer Gesellschaft ist das Streben nach mehr, der Wunsch, immer mehr erreichen zu wollen, anerkannt und geschätzt. Es ist quasi eine Grundlage unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Um es mit der 80er-Jahre-Band Geiersturzflug zu sagen: Steigere das Brutto-Sozial-Produkt. Lange galt es ja als schlau im Vorstellungsgespräch auf die Frage nach einer Schwäche zu antworten: „Ich bin perfektionistisch.“ Der Nachteil: Gerade der Perfektionismus lässt uns selbst – und andere – ganz schön leiden.

Perfektionismus, Perfektion und perfekt – eine Abgrenzung

„Perfekt“ bedeutet „vollendet“ oder „vollkommen“, sagt der Duden. „Perfektion“ ist damit die „Vollendung“ oder „Vollkommenheit“. Erstmal sind diese Zustände – auch aus meiner Sicht – durchaus erstrebenswert. Interessant wird es, wenn ich mir die Definition von „Perfektionismus“ anschaue, das bedeutet nämlich: „Übertriebenes Streben nach Vervollkommnung.“ Damit ist auch das Problem klar beschrieben: Es ist „übertrieben“.

Das Leben ist an sich nicht perfekt – oder? Es ist ein ewiges Auf und Ab. Mal gelingt uns etwas gut, mal misslingt es. Und wie es im Außen ein Auf und Ab gibt, so gibt es das auch im Innen: Wir haben Stärken und Schwächen, helle und dunkle Seiten. Mal sind wir froh, mal traurig. Und das Leise, das Dunkle, der Schmerz, all das hat seinen Platz in unserem Leben. Der Perfektionismus aber untergräbt dies. Er gaukelt uns vor, wir müssten (!) immer auf der Sonnenseite sein. So erzeugen wir in uns eine Spannung.

Was nicht ins perfekte Bild passt, darf nicht sein

Wir versuchen zu unterdrücken, was die vermeintlich perfekte Fassade stört: Ins Fettnäpfchen zu treten, Wut zu zeigen, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Fehler und Misserfolge. So unterdrücken wir unsere Spontanität, unsere Gefühle. In dem wir unsere Reaktionen durch einen Filter laufen lassen, unterdrücken wir aber auch unsere hellen Gefühle wie Überraschung und Freude. Damit zerstört der Perfektionismus das, auf was er eigentlich abzielt: Zufriedenheit und Glück.

Heißt auf Perfektionismus verzichten auf Ziele zu verzichten?

Ach ja: Ich spreche mich nicht gegen Ziele aus oder den Wunsch etwas erreichen zu wollen. Ganz im Gegenteil. Zu wissen, was ich will und das zu verfolgen, ist sehr wichtig auf dem Weg zu mehr Zufriedenheit und Glück. Gefährlich wird es nur, wenn wir vom „ich will“ zum „ich soll“ und „ich muss“ gehen. Dann wird aus dem freiwilligen Streben nach etwas ein Druck.

Tatsächlich glaube ich, dass es Perfektion gibt und dass uns das Streben danach bereichert – damit stimme ich übrigens mit Peter Wiesejahn überein, der seinen Blogpost zum Thema provokant mit Ich bin Perfektion-ist, und das ist gut so betitelt hat.

Übung: Sei unperfekt – und damit perfekt

Daher bitte ich Sie: Tuen Sie heute eine Sache bewusst nicht perfekt. Lassen Sie eine Aufgabe unter den Tisch fallen, legen Sie sich stattdessen aufs Sofa oder in den Liegestuhl, machen Sie eine Sache nur halb, lassen Sie eine Ihrer dunklen Seiten zu – und wenn es nur ein klitzekleines Stück weit ist. Seien Sie perfekt, indem Sie unperfekt sind.

 

Dem inneren Kritiker Einhalt gebieten: "Nein, jetzt will ich mich erholen" Bild: Koffer