Mit diesem Blogpost lernen Sie Schwächen in Stärken zu verwandeln. In Filmen und Geschichten lieben wir den spannenden Moment, in unserem Leben wünschen wir uns hingegen oft weit weg: Der Moment, in dem wir geprüft werden, indem wir in Gefahr sind, indem wir mit unseren inneren oder äußeren Monstern ringen. In dieser Übung zeige ich Ihnen, wie Sie das Monster als Verbündeten gewinnen.
Meine Schwachstelle: Schimpfen im Auto
Nehmen Sie sich eine Sache, bei der Sie sich aufregen. Bei mir ist das das Autofahren. Autofahrer, die es mit den Verkehrsregeln nicht so eng sehen, die zu dicht und schnell auffahren, Radfahrer, die nachts ohne Licht fahren, Fußgänger, die vor Kindern bei Rot über die Ampel gehen, können mich zur Weißglut treiben. Hier bin ich schnell in meiner Wut. Und jetzt kommt die große Frage: Wofür ist das gut?
Es geht darum die Wut umzudeuten. Wir neigen dazu unsere Gefühle zu verdrängen, sie zu unterdrücken, zu leugnen oder gar nicht erst zu spüren. Dabei sind Gefühle ein großartiges Signal des Körpers.
Was ist gut daran, wenn ich mich aufrege?
Es ist wichtig, den Widerstand zu würdigen. Sonst bleibt er da und wird zum Schatten. Würdigen bedeutet anzuerkennen, dass dieses Verhalten oder dieser Charakterzug einen guten Zweck hat oder einmal hatte. Denn alles was wir tun, folgt einem Zweck oder diente mal einem Zweck. Indem wir diesen Zweck herausfinden, erkennen wir an, dass diese Fähigkeit nützlich ist oder war und sie ein Teil von uns ist.
Erst wenn wir diesen Zweck gesehen, gewürdigt und akzeptiert haben, können wir loslassen. Dabei ist das Loslassen nichts, was wir aktiv tun. Es ist die natürliche Folge, wenn wir etwas wirklich annehmen. Deswegen ist es so wichtig und so hilfreich, sich die eigenen dunklen Seiten anzuschauen, die Widerstände und Widersacher.
Widerstand erkannt und sofort gebannt?
Es heißt leider nicht, dass die Sache garantiert verschwindet, wenn ich sie mir einmal angeschaut habe. Manchmal reicht es tatsächlich eine Angewohnheit wahrzunehmen, um sie abzustellen. Oft braucht es allerdings Zeit, Übung und viel Geduld.
Und: Wofür ist die Wut nun gut?
Meine Neigung mich beim Autofahren aufzuregen und jede klitzekleine Grenzüberschreitung in diesem Bereich wahrzunehmen und sofort bereit zu sein – verbal – zurückzuschlagen, stand lange im völligen Gegensatz dazu, wie ich sonst handelte. Wenn jemand im Alltag meine Grenze überschritt, habe ich das erst viel später wahrgenommen und lange nicht so verteidigt, wie ich das beim Autofahren tat.
Der Wert der Wut: Grenzen aufzeigen
Dadurch, dass ich hier und jetzt beim Schreiben darüber nachgedacht habe, habe ich etwas erkannt: Ich sehe jetzt den Wert, der in dieser Wut liegt. Diese Wut erlaubt es mir, mein Leben zu schützen. Und für diese Wut und diese Aufmerksamkeit, wann meine Grenze überschritten ist, bin ich sehr dankbar, wenn ich mich in meinem sonstigen Leben damit abgrenzen kann – zum Beispiel gegen den cholerischen Chef.
Aus einer Schwäche erwächst eine Stärke
Somit wird aus der Wut, meinem maßlosen Aufregen im Auto, plötzlich etwas Positives: Die Fähigkeit zu erkennen, wann meine Grenze überschritten wird und die Kraft, diese Grenze zu verteidigen.
Die Übung: Und jetzt sind Sie dran!
Nun lade ich Sie ein: Schauen Sie sich Ihre Widerstände an und finden Sie das Gute darin! Schreiben Sie die drei Dinge auf, bei denen Sie aus der Haut fahren. Wenn Ihnen das Thema Wut schwer fällt, schreiben Sie drei Dinge auf, bei denen Sie sich so verhalten, dass Sie sich über sich selbst ärgern. Also Gegebenheiten, bei denen Sie unzufrieden damit waren, wie Sie sich verhalten haben. Legen Sie dazu auf einem Blatt zwei Spalten an. Links schreiben Sie das Verhalten auf, dass Sie ärgert. Rechts schreiben Sie auf, wofür dieses Verhalten gut war, ist oder in Zukunft sein .
Und: Wie war es für Sie?
Wie immer freue ich mich über Kommentare, wie es Ihnen mit dieser Übung gegangen ist.