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Übung zu den persönlichen Ressourcen: So finden Sie Ihre Gefährten und magischen Kräfte

Der Weg zu einer neuen Stelle oder sogar zu einem neuen Beruf gleicht manchmal einem Abenteuer: Spannung und Vorfreude wechseln sich ab mit Sorgen und Herausforderungen dazu gesellen sich überraschende Wendungen und unerwartete Gegenspieler. Daher ist es hilfreich, meine eigenen Stärken und die Menschen zu kennen, die mich durch dieses Abenteuer tragen. Herauszufinden, wer und was das ist, dabei hilft die folgende Übung.   

Auf unsere Fähigkeiten und Unterstützter stoßen wir, wenn wir einen Blick in unsere Vergangenheit werfen – weshalb ich diese auch magische Kräfte und Gefährten nenne, können Sie im Blogpost Abenteuer Traumberuf nachlesen. Diese Übung können Sie gut alleine machen, Sie brauchen dazu lediglich etwas Zeit, ungefähr eine halbe Stunde, sowie etwas zu schreiben.

Vorbereitung: Das brauchen Sie für die Übung

Optimal sind Moderationskarten in zwei Farben, Sie können jedoch auch Karteikarten verwenden oder einfache DIN-A4-Blättern. Wenn Sie letztere nehmen, empfehle ich Ihnen, die Blätter zu halbieren oder zu dritteln. Legen Sie sich ruhig rund 30 dieser Blätter oder Karten zur Seite.

1. Das Abenteuer: Welche Krise haben Sie erfolgreich überwunden?

Jetzt suchen Sie sich eine herausfordernde Situation oder Krise aus Ihrer Vergangenheit aus, die Sie erfolgreich bewältigt haben. Nehmen Sie sich Zeit und stellen sich die Situation möglichst genau vor. Was ist damals passiert? Wie ging es Ihnen damit? Wenn Sie die Situation vor Ihrem inneren Auge sehen, nehmen Sie ein Papier und beschreiben die Situation mit zwei, drei Worten. Ich hatte zum Beispiel mit dem Abschluss meines Studiums zu kämpfen und würde auf den Zettel „Magisterarbeit“ schreiben. Diesen Zettel legen Sie vor sich auf den Boden.

2. Die Gefährten: Wer hat Sie begleitet?

As nächstes fragen Sie sich, welche Menschen in dieser Situation, in dieser Krise für Sie wichtig waren. In Beispiel des Abschlusses meines Studiums sind es drei, vier Freundinnen und Freunde, meine Eltern, meine Schwester und ein Coach gewesen. Für jede Person, die für Sie eine Bedeutung hatte, nehmen Sie ein neues Papier und schreiben deren Namen darauf. Diese Zettel legen Sie jetzt nacheinander um den ersten Zettel, der die Situation beschreibt. So wächst langsam ein Netz von Menschen, die Sie durch diese Krise begleitet haben. Wenn Sie merken, dass Sie alle wichtigen Personen aufgeschrieben haben, kommt die zweite Phase der Übung.

Eine Übung in 4 Schritten: Das Abenteuer, die Gefährten, die Magie und der Schatz

3. Die Magie: Welche Fähigkeiten haben Ihnen geholfen?

Jetzt überlegen Sie sich, welche Fähigkeiten Ihnen geholfen haben, diese Krise zu meistern. Jede Fähigkeit schreiben Sie auf einen neuen Zettel und ordnen diese um die Personen. Wenn Sie verschiedenfarbige Karten oder Blättern haben, wählen Sie für die Fähigkeiten eine andere Farbe als für die Personen.

Vielen fällt es schwer die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu sehen. Leichter fällt das anderen, vor allem Menschen, die uns nahestehen. Daher hilft es, wenn ich mich an eine dieser Personen wende. Das kann ich übrigens auch für mich alleine, ganz hypothetisch tun: Was würde diese Person sagen, wenn ich sie frage, welche meiner Fähigkeit mir damals geholfen hat?

Ich würde zum Beispiel überlegen: Was würde meine Schwester antworten, wenn ich Sie frage, welche Fähigkeit mir geholfen hat, meine Abschlussarbeit zu schreiben. Die Antwort, die ich darauf – wenn auch nur in meinem Kopf – ist: Humor!

Die Zettel mit den Fähigkeiten, die Sie über diesen Umweg aufspüren, können Sie gerne der betreffenden Person zuordnen. So wächst um den ersten Ring aus Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern ein zweiter Ring aus Fähigkeiten und inneren Kräften.

Wenn Ihnen nichts mehr einfällt, treten einen Schritt zurück und betrachtet das Bild, das vor Ihnen auf dem Boden liegt. Fragen Sie sich: Was fehlt noch? Was muss noch gesagt werden? Warten Sie einen Augenblick, dann schreiben Sie auf, was noch kommt.

4. Der Schatz: Was bringen Sie mit zurück aus dem Abenteuer?

Wenn Sie alles Wichtige aufgeschrieben haben, mach Sie wieder einen Schritt zurück und lassen alles auf sich wirken. Spüren Sie, was es mit Ihnen macht, wenn Sie all diese Menschen und Fähigkeiten sehen, die Sie durch die Krise getragen haben.

Zum Abschluss gehen Sie wieder zu dem Bild und nehmen einen Zettel nach dem anderen auf. Vielleicht empfinden Sie dabei so etwas wie Dankbarkeit für Ihre Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter und Ihre Kräfte.

In der Heldenreise ist dieser Abschnitt – die Rückkehr – besonders wichtig: Der Held kehrt zurück in seine normale Welt und bringt etwas mit, das er im Abenteuer, in der Andreswelt errungen hat. In den Sagen und Geschichten sind das der heilige Gral, die Prinzessin oder ein anderer Schatz. In dieser Übung kann uns klar werden, was wir in unserer Krise gewonnen haben. Diese Erkenntnis, wer und was uns unterstützt, ist unser Gral.

Sinn und Ursprung der Übung

Diese Übung dient dazu, dass Sie sich Ihrer Ressourcen bewusst zu werden. Es ist ein Ausschnitt aus einer Übung namens Timeline, die aus dem Systemischen Arbeiten stammt. In der Regel führt Sie ein Coach oder Therapeut durch diese Übung. Meist wirken solche Übungen stärker, wenn Sie jemand begleitet, der die Methode bereits kennt und beherrscht. Sie können die Übung aber auch, wie oben beschrieben, gut alleine durchführen. Sie wirkt auch so.

Wann machen Sie den ersten Schritt? Ihre Heldenreise wartet!

Mit Ihren Fähigkeiten im Gepäck und Ihren Begleiterinnen und Begleitern an Ihrer Seite sind Sie gut gerüstet für Ihre Reise. Wohin sie Sie am Ende führt und was Ihnen unterwegs bevor steht, das erfahren Sie erst, wenn Sie losgehen. Ich wünsche Ihnen ein spannendes Abenteuer.

 

 

Magie? Gefährten? Was soll das denn?

Wieso spreche ich von Gefährten und „magischen“ Kräften? Hört sich nach Fantasy à la Herr der Ringe an – und ja, ein Stück weit stimmt das auch. Ich beziehe auf die Reise des Helden, die jeder Erzählung, jedem Märchen und Sage zugrunde liegt. Dabei ist die Heldenreise mehr als eine Blaupause für gutes Storytelling, sondern eine Richtschnur für unser Leben. Lesen Sie mehr im Blogpost Heldenreise.

Meine Frage an Sie: Wie war es für Sie?

Wie ist es Ihnen mit dieser Übung ergangen? Schreiben Sie mir doch bitte in den Kommentaren, ob sie Ihnen gefallen hat, was hilfreich war und was nicht.

Abenteuer Traumberuf: Kennen Sie Ihre „magischen“ Kräfte?

Sie wissen, was Sie wollen – klasse! Das Ziel, ihr Traumberuf, steht. Doch, wie kommen Sie da hin? Denn das Ziel zu kennen, heißt – leider – noch lange nicht, es auch erreicht zu haben. Und sich das Ziel nur wie ein Mantra jeden Morgen vorzusagen, bringt nichts. Ganz im Gegenteil scheinen positive Affirmationen alleine es sogar schwieriger zu machen, das Ziel zu erreichen. (1) Es hilft alles nichts: Sie müssen den ersten Schritt tun. So beginnt jede Reise, die Heldenreise wie der Weg zum neuen Beruf.

Doch bevor Sie sich auf Ihre Reise begeben, ist es sinnvoll Ihren Rucksack gut zu packen. Auch wenn andere schon Hals über Kopf aufbrechen, wie der Hobbit Bilbo Beutlin, der eines Tages ohne Frühstück und Taschentuch aus seiner behaglichen Höhle geradewegs in das Abenteuer seines Lebens rennt. Dabei ist Bilbos Reise, oder ganz allgemein gesagt die Heldenreise, eine gute Blaupause für unsere eigenen Reisen durchs Leben.

Der Weg ins Abenteuer

Was brauchen Sie für Ihren Weg? Wie bei jeder Wanderung helfen auch auf dem Weg zum Traumjob eine Karte, Motivation und Durchhaltevermögen. Die Karte ist dabei der Weg, den Sie sich überlegt haben, um Ihr Ziel zu erreichen.

Und wie bei jeder Wanderung durch unbekanntes Gebiet, ist es sinnvoll, sich einen Führer zu nehmen oder wenigstens mit jemand gesprochen zu haben, der den Weg kennt oder sogar schon mal selbst gegangen ist. Sie wollen von Krankenpfleger auf Journalist umsatteln? Dann sprechen Sie mit Menschen, die diesen Beruf bereits ausüben – und im Idealfall darin richtig gut sind. So fertigen Sie sich Stück für Stück Ihre eigene Karte zu Ihrem Traumberuf.

Darum reicht der Plan nicht – was Sie wirklich brauchen!

Also Karte einstecken und los? Leider reicht das oft nicht. Denn eine Karte ist nur eine Idee, nur ein Abbild der Wirklichkeit. Der Weg selbst ist – wie im Abenteuer – voller überraschender Wendungen und im schlimmsten Fall unbekannter Gefahren. Ja, eine Reise ist auch immer ein Wagnis!

Zum Glück warten aber nicht nur Schrecken und Gefahren auf Sie. Hinter mancher Kehrwendung Ihres Weges zeigt sich plötzlich ein freundliches Rasthaus oder eine sichere Burg. Und dort wie auf der ganzen Reise begegnen Ihnen Menschen, die Sie aufnehmen, trösten, unterstützten – und hin und wieder sogar begleiten.

Ob Zauberer oder Kumpel: Der Wert von Begleitern

Diese guten Seelen, Weggefährten, Mentoren und Begleiter sind von besonderer Bedeutung. Sie sprechen uns Mut zu, verraten uns Abkürzungen, warnen uns vor Gefahren oder stehen uns im entscheidenden Augenblick der Gefahr zur Seite. Aber: Es muss nicht unbedingt der mächtige Magier sein!

Bild: Zwerg und Zauberer im Wald Text: Wer ist Ihr Zauberer? Von Wegbegleitern und verborgenen Kräften

Jeder kann zum Weggefährten werden, selbst wenn die Person auf dem ersten Blick völlig unscheinbar wirkt. Ihre wahre Stärke zeigt sich nämlich oft erst in höchster Not. So ist es nicht der mächtige Zauberer Gandalf, der Frodo in seiner dunkelsten Stunde beisteht, sondern Sam Gamdschie, der unscheinbare, aber treue Freund Frodos.

Auf der Schwelle zu Mordor ist Frodo am Ende seiner Kräfte, den Pass Cirith Ungol kann er aus eigener Kraft nicht mehr überqueren. Sam trägt ihn über den Pass. Wer ist Ihr Sam, der immer zu Ihnen steht und Sie notfalls durch die dunkelste Nacht trägt?

Die Magie: Wo Sie das Zauberschwert finden

Wer einen Weggefährten hat, kann sich glücklich schätzen. Aber selbst solche Begleiter teilen meist nur ein Stück weit unseren Weg. Dann verlassen sie uns und gehen ihre eigenen Wege. Haben Sie sich je gefragt, warum im Hobbit Gandalf die Schar verlässt, gerade als diese den gefährlichen Düsterwald durchqueren müssen? Die Antwort: Es ist nicht sein Abenteuer!

Wir müssen deshalb darauf vorbereitet sein, dass uns diese treuen Weggefährten auch wieder verlassen. Zum Glück gibt es neben den wichtigen Begleiterinnen und Begleitern noch eine weitere Unterstützung, auf die Helden auf ihrer Reise zurückgreifen können: In den Geschichten sind es magische Artefakte, wundersame Waffen oder mächtige Zaubersprüche!

Die Macht der verborgenen Kräfte

Oft sind sich die Helden ihrer magischen Fähigkeiten nicht bewusst. Als der junge Luke Skywalker von Tatooine aufbricht, ahnt er nicht, dass die Macht der Jedi in ihm schlummert. Und als Biblo Beutlin seine Heimat Beutelsend verlässt, hätte er nie im Traum daran gedacht, dass ihm einmal seine Rätselfertigkeit das Leben retten wird.

 

Es ist wichtig, dass wir unsere Fähigkeiten kennen – nicht erst für das Ziel, das in unserem Fall unser eine neue Stelle oder ein neuer Beruf ist, sondern auch und besonders für den Weg dorthin. Denn selbst wenn das Ziel der Friede in der Galaxie, der Heilige Gral oder halt der Traumberuf ist, der Weg dahin kann lang, mühselig und gar gefährlich sein. Gut wenn wir in solchen dunklen Momenten auf unsere Kräfte zurückgreifen können.

Was sind Ihre magischen Kräfte und Wegbegleiter?

Uns allen stehen Magie, Superkräfte und treue Wegbegleiter zur Seite. Sie glauben mir nicht? Meist sind wir uns, wie die Helden, dieser Kräfte und Begleiter nicht richtig bewusst. Dabei stehen die magischen Kräfte aus Märchen und Film für nichts anderes als unsere eigenen Fähigkeiten. Und sie haben tatsächlich etwas Magisches: Sie haben uns in unserem bisherigen Leben bereits aus bodenlosen Löchern gerettet, in die wir gestürzt sind und sie werden uns in Zukunft helfen Abgründe zu überwinden, die unüberwindbar scheinen.

Die treuen Wegbegleiter aus den Geschichten sind in unserer Wirklichkeit die Menschen, die uns in unseren dunkelsten Stunden beigestanden haben. Mögen sie nun im Buch ein Zauberer oder im Film ein Jedi-Meister sein, auf Ihrem Weg ist es vielleicht der beste Freund, die Partnerin, die eigenen Eltern, eine Pastorin – oder ein Coach, der Ihnen beisteht.

Darum ist es hilfreich, seine Fähigkeiten und Unterstützer zu kennen

Es ist hilfreich, die eigenen magischen Kräfte (Fähigkeiten) und Wegbegleiter (Unterstützer) zu kennen: So wissen Sie, auf was und wen Sie sich verlassen können. Oft vergessen wir, was unsere wahren Stärken sind. Das liegt auch daran, dass unsere Gesellschaft immer noch in weiten Teilen defizitorientiert ist. Es beginnt schon in der Schule, wo in vielen Fällen nur die Rechtschreibefehler angekreuzt werden und nicht die Worte, die wir richtig geschrieben haben. So lernen wir mehr auf Fehler und Schwächen zu achten als auf Stärken. Dabei sind es unsere eigenen besonderen Fähigkeiten, die wir für die abenteuerliche Reise unseres Lebens benötigen.

Denn diese Stärken zeigen uns deutlich an, welcher Weg uns liegt und welcher eher nicht. Zum Ziel führen meist mehrere Wege. Ich bin überzeugt, dass Sie den Weg wählen sollten, der zu Ihnen passt. Außerdem bestärkt uns allein die Erkenntnis, dass wir auf so viele Fähigkeiten und gute Menschen setzen können. Oder um es mit den Worten von Dietrich Bonhoeffer zu sprechen: Wir fühlen uns dann von guten Mächten wunderbar geborgen.

Wie Sie Ihre Kräfte und Wegbegleiter kennen lernen

Im nächsten Blogpost zeige ich Ihnen anhand einer Übung, wie Sie Ihre eigenen „magischen Kräfte“ und Wegbegleiter finden, die Sie auf Ihrem Abenteuer begleiten.

 

Quellennachweise

(1) Die Psychologin Prof. Dr. Gabriele Oettingen sagt: „Ausschließlich positives Denken über die Zukunft führt jedoch – entgegen typischer Annahmen – zu schlechterer Leistung und weniger Erfolg.“ (Fettung von mir) http://www.woopmylife.org/?_locale=de

 

Meine Frage an Sie: Wie war es für Sie?

Wie hat Ihnen der Text gefallen? Schreiben Sie mir doch bitte in den Kommentaren, was Ihnen gefallen hat und was ich weiter ausführen sollte.

 

Die Heldenreise als Blaupause fürs Leben

Die Heldenreise ist der Weg eines Helden durch sein Abenteuer. Es ist die Blaupause für jede Erzählung. Sie liegt als Schablone unter Filmen, Comics und Märchen. Deswegen interessieren sich Autoren von Hollywood-Filmen ebenso brennend für sie wie Marketingexperten. Dabei ist die Heldenreise mehr als eine Anleitung für gute Geschichten – sie hilft uns unser Leben besser zu verstehen und zu meistern!

Die Heldenreise besteht, grob gesagt, aus drei Teilen: Am Anfang verlässt der Held seine vertraute Umgebung und bricht auf in das Unbekannte. Dort erlebt er eine Prüfung, wobei er im Idealfall etwas gewinnt. Mit diesem Schatz kehrt er zurück in seine vertraute Umgebung. So weit, so einfach, so verständlich. Neben diesen drei Grundphasen gibt es übrigens viele weitere Stationen, die der Held auf seiner Reise durchlaufen kann. Aber woher stammt dieses Geschichtengrundgerüst?

Das Ursprung aller Geschichten: Der Monomythos

Von den alten Sumerern über die Aborigines bis hin zu den amerikanischen Ureinwohnern untersuchte der Mythenforscher Joseph Campbell mythische und religiöse Erzählungen. Schließlich fand er ein zugrundeliegendes Erzählmuster, das über Zeiten, Orten und Kulturen hinweg bestand: Er nannte es den Monomythos – oder halt: die Reise des Helden. (Ausführlich dazu in seinem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“)

Unser ganzes Leben ist eine einzige Heldenreise.

Campbell sah in den Mythen einen Schlüssel, um Herausforderungen und Strukturveränderungen in unserem Leben zu bewältigen; heute würden wir sagen: um den Change zu bewältigen. Die Heldenreise ist damit ein Schlüssel, der uns quasi angeboren ist, und eine Methode, die der menschlichen Psyche entspricht.

Riten und Zeremonien: Den Mythos selbst durchleben

Dieses erzählerische Grundmuster findet sich auch in Initiationsriten. Es handelt sich dabei um Methoden, um Übergänge durch- und erlebbar zu machen und uns so zu erleichtern. Ob Geburt, Erwachsenwerden, Hochzeit oder Tod für jede einschneidende Wendung im Leben gibt es eine Zeremonie – in allen Kulturen und zu allen Zeiten.

Wie wichtig diese Riten für uns als Mensch sind, sehen wir in unserer eigenen Kultur, in der sich ein wachsender Teil von den organisierten Religionen abwendet. Dennoch feiern wir Hochzeiten und treffen uns zum Leichenschmaus wie eh und je. Der Grund: Ganz einfach, weil wir sie brauchen – die Riten und Zeremonien, die uns auf unserer Reise durchs Leben begleiten.

Initiationsriten: So funktionieren sie

Auch den Übergang vom Kind zum Erwachsenen durchlaufen Menschen seit Jahrtausenden mit Hilfe einer Zeremonie – der Initiation. Diese Initiationsriten folgen ebenfalls dem dreiteiligen Muster der Heldenreise aus Aufbruch, Prüfung und Rückkehr:

  • Aufbruch: Verlassen der Gemeinschaft und Überschreiten der Schwelle
  • Prüfung: Bewährung in der Anderswelt, der Schwellenzeit
  • Rückkehr: Heimkehr und Aufnahme in die Gemeinschaft sowie Teilen des Erlebten

In indianischen Kulturen gingen die Heranwachsenden bei ihrem Initiationsritus auf eine Visionssuche. Sie verließen die Gemeinschaft und mussten mehrere Tage allein überleben. Diese Kulturen waren überzeugt, dass der Suchende auch die normale Welt verließ, in dem er eine Schwelle überschritt.

Während dieser Schwellenzeit – oder in der Anderswelt – nahm der Suchende Kontakt mit dem Göttlichen oder Unbewussten auf. Er bekam eine Vision seiner selbst. Mit dieser Erkenntnis im Gepäck überschritt er am Ende ein zweites Mal die Schwelle: Er kehrte zurück in die Gemeinschaft und teilte seine Erkenntnis im Kreis der erwachsenen Stammesmitglieder, zu denen er nun zählte.

Selbst Held sein – oder der Heldenreise-Workshop

Wenn Heldenreise und Initiationsriten von so elementarer Bedeutung für uns Menschen sind, wieso sie dann nicht auch heute zur Selbsterfahrung nutzen? Paul Rebillot dachte sich etwas ähnliches und schuf ein mehrtägiges Heldenreisen-Seminar (Mehr dazu im Buch Die Heldenreise von Paul Rebillot). Hilfreich – aber wir brauchen nicht unbedingt bei jedem Anlass einen langwierigen Initiationsritus.

Um die Kraft der Mythen zu nutzen, gibt es auch andere, kürzere Wege. Den einfachsten beschreiten viele von uns übrigens auch in der modernen Gesellschaft tagtäglich: Wir lassen uns von Geschichten unterhalten! Aber bringt das was?

Geschichten: Wirklich nur unterhaltsam?

Ja, selbst wenn wir eine Geschichte nur hören, als Buch lesen oder als Film sehen, wirkt sie. Geschichten können unser Verhalten verändern! Es ist, als seien Geschichten unser ureigene Art Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und anzueignen. Vor allem Wissen, wie wir schwierige Situationen bewältigen. Jonathan Gottschall nannte den Mensch daher in seinem gleichnamigen Buch „The Storytelling Animal“. Welche Ironie, wenn unsere selbsternannte aufgeklärte Gesellschaft oft genug das „Unterhaltende“ dem „Informativen“ als unterlegen ansieht.

Werkzeug Heldenreise: Die Macht von Geschichten

Wie Geschichten uns den Weg zeigen

Wir können aber auch noch gezielter Geschichten nutzen, um zu lernen. Einer der Menschen, die mich auf meinem Weg begleiteten, empfahl mir vor Jahren das Buch „Der Alchemist“ von Paulo Coehlo (Und wer es von Ihnen tatsächlich noch nicht kennt, dem lege ich es hiermit wärmstens ans Herz). In dem Buch geht es um die Reise des Hirtenjungen Santiago, der seinem Traum folgt, von Spanien nach Afrika bis – aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Wie weit bin ich in meinem Abenteuer?

Auf meinem persönlichen Weg fragte mich mein Begleiter ab und zu: Und wo stehst du (im Vergleich zu Santiago)? Bist du noch in Spanien oder bereits in Afrika? Hast du deine Schafe schon verkauft? Hast du das eine schon verloren? Oder hast du das andere schon gewonnen? Diese Fragen haben mir geholfen, meinen eigenen Standort zu bestimmen. So habe ich meine Situation besser verstanden.

Was beruflicher Change mit der Heldenreise zu tun hat

Die Heldenreise ist also ein seit Jahrtausenden erprobtes und mächtiges Werkzeug, wenn ich Umbrüchen in meinem Leben bewältigen will. Und die berufliche Veränderung, sei es nun der Neuanfang in einer Abteilung, einer neuen Firma oder sogar in einem völlig anderen Beruf, ist ein solcher Umbruch. Daher beschreibe ich Ihnen in den nächsten Beiträgen die Suche und den Weg zu einem neuen Beruf anhand der Stationen der Heldenreise. Folgen Sie mir auf diesem teilweise spannenden, teilweise beängstigend, manchmal mühsamen, manchmal poetischen und hoffentlich lehrreichen Abenteuer des beruflichen Neustarts.

 

Meine Frage an Sie: Wie hat es Ihnen gefallen?

Wie spannend fanden Sie die Heldenreise? Schreiben Sie mir doch bitte in den Kommentaren, ob Ihnen der Blogpost gefallen hat, was noch fehlt, was hilfreich war und was nicht.

 

Lese-Tipps

Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten.
Epochales Werk zur Heldenreise. Im Gewand einer anthropologischen Abhandlung, anspruchsvoll geschrieben, mag für heutige Leser streckenweise gestelzt wirken.

Christoph Vogler: Die Odyssee des Drehbuchschreibers.
Verständliche und leicht zu lesende Einführung in die Heldenreise anhand populäre Filme. Ursprünglich für Autoren gedacht.

Paul Rebillot: Die Heldenreise. Das Abenteuer der kreativen Selbsterfahrung.
Handbuch für die Heldenreise als mehrtägiges Seminar.

Petra Sammer: Storytelling. Die Zukunft von PR und Marketing.
Einführung ins Storytelling als Mittel in der professionellen Kommunikation. Anschauliche Beispiele und direkt einsetzbare Methoden.