Abenteuer Traumberuf: Gefahren auf der Heldenreise bestehen

Was ist der spannendste Teil einer Geschichte? Es ist die Auseinandersetzung mit dem Bösen, der Kampf des Helden, seine schwierigste Prüfung. Und was sind die Momente in unserem alltäglichen Leben, vor denen wir uns am meisten fürchten und denen wir aus dem Weg gehen? Sie ahnen es: Auch das sind Prüfungen und Auseinandersetzungen. Das Gute: Es gibt eine Möglichkeit mit Prüfungen heldenhaft umzugehen.

Der Widersacher im Alltag kann die schwierige Kundin sein, der cholerische Chef, die aufbrausende Kollegin oder der besserwisserische Partner. Manchmal sind es nicht konkrete Personen, sondern vielmehr Situationen, die uns einschüchtern oder sogar verängstigen: Sei es nun der Vortrag vor vielen Menschen, Autofahren, Arbeitslosigkeit oder sogar der Umgang mit Krankheit und Tod.

Was Prüfungen bedeuten

Dabei spielen alle diese Situationen die gleiche Rolle wie in den Geschichten: Es sind Prüfungen. Im Rückblick fällt uns das oft viel einfacher zu sehen: „Das war eine entscheidende Wendung in meinem Leben, als ich den schrecklichen Job hinter mit gelassen habe“, sagen wir dann. „Das war gut, als ich ihm endlich mal meine Meinung gesagt habe.“ Nur wenn wir selbst gerade im tiefsten Tal sitzen, in der dunklesten Höhle umherirren oder uns unseren schlimmsten Feinden stellen müssen, wünschen wir uns weit weg. Dann fühlt es sich alles andere als bedeutungsschwanger oder gar heldenhaft an.

Stationen der Heldenreise: In tiefsten Tiefen. Bild: Held in der Dunkelheit

Abstand gewinnen

Manchmal reicht der Blick aufs große Ganze, um der Prüfung etwas von ihrer Schwere zu nehmen: „Ah, das ist ein schwerer Teil meines Weges“ oder „Das ist eine Prüfung.“ Die Heldenreise ist ein hilfreiches Instrument, um ein Problem in eine Herausforderung umzudeuten.

Das Geschenk der Prüfung

Eine Prüfung versperrt uns nicht nur einfach den Weg zum Schatz. Nein, es geht viel weiter: Unsere Absicht und Standfestigkeit kommen auf den Prüfstand. Wollen wir die Veränderung wirklich? Oft sind die Widerstände viel kleiner, als wir denken. Und wenn wir den Widerstand überwunden haben, geht es geradezu mühelos weiter. Dann öffnet sich wie von Zauberhand ein Tor – um in der Sprache der Märchen zu bleiben.

Prüfung durch einen Schwellenhüter

In Geschichten wacht an bedeutenden Übergängen oft ein Torwächter, auch Schwellenhüter genannt. Diese Figur schützt den Übergang und bewacht den Eingang zur verborgenen oder verbotenen Welt. In eine solche unbekannte Welt wollen auch wir, wenn wir zum Beispiel unsere Stelle wechseln oder vielleicht den ganzen Beruf.

Figuren der Heldenreise: Der Hüter der Schwelle. Bild: Der Held steht vor einer riesenhaften Ratte.

Wie der Held den Schwellenhüter überwindet

Der Held kann vor dem Schwellenhüter fliehen, ihn umgehen, ihn überlisten oder ihn bekämpfen. Die edelste Art ist dabei, den Torwächter so zu überwinden, dass aus ihm ein Verbündeter wird. Hier liegt ein echtes Geheimnis. Die Frage ist: Was können wir aus Widerständen, seien es nun reale Personen oder innere Widerstände, lernen?

Wie ich meine Schwäche in eine Stärke verwandelte

Früher hat es mich mitunter sehr mitgenommen, wenn andere aggressiv oder laut wurden. Sei es nun in Beziehungen oder im Beruf. Solche „Angriffe“ haben mich regelmäßig überrumpelt. Ich bin da sehr empfindlich. Es hat eine Weile gedauert, bis ich erkannt habe, dass empfindlich auch etwas mit empfindsam zu tun hat. Oder anders ausgedrückt: Ich bin feinfühlig, empathisch. Diese Feinfühligkeit ist andererseits eine große Stärke. Für meinen Beruf als Coach ist sie sogar meines Erachtens eine Grundvoraussetzung: Ich spüre, was den anderen bewegt.

Was wenn wir versagen?

Selbst wenn wir scheitern, wenn wir die Prüfung nicht bestehen, können wir viel gewinnen – nämlich Informationen! Eine Prüfung ist meist nur in diesem Moment gescheitert und nicht grundsätzlich für alle Zeiten. Es ist eine wichtige Erfahrung, davon bin ich überzeugt. Auch wenn sich das natürlich wie blanker Hohn für jemanden anhört, der gerade scheitert. Wie zum Beispiel einen Lehramtsstudenten, der im Moment an seinem Staatsexamen verzweifelt.

Was ist der Gewinn des Scheiterns?

Wie könnte diese Information aussehen, die wir aus dem Scheitern gewinnen? Es könnte sein, dass wir noch nicht alles beisammen haben, was wir benötigen, um diese Prüfung zu bestehen. So wie der Held nur mit der richtigen Waffe das Monster besiegen kann oder mit dem richtigen Zauberwort die Höhle öffnen kann. Im Falle des gescheiterten Staatsexamens könnte es sein, dass dem Prüfling entweder inhaltliches Verständnis oder die Fähigkeit fehlt, mit Prüfungsstress umzugehen. Eine wichtige Information: Denn Lehrer ist ein stressiger Beruf und es wichtig, mit Stress umgehen zu können.

Burnout: Nichts geht mehr!

Aber was ist, wenn alles zusammenbricht? Wenn Körper und Geist anscheinend den Dienst versagen? Wenn ich zum Beispiel mit Burnout zusammenbreche? Auch da hat eine Umdeutung angefangen. Längst sprechen Psychologen wie Gunther Schmidt davon, dass Burnout eine Kompetenz von Körper und Geist ist. Es ist eine – zugegebene sehr deutliche – Rückmeldung, dass irgendetwas nicht mehr tragbar ist. Es ist eine bedeutende Information.

Der Weg aus dem tiefen Tal

Geschichten bieten eine beruhigende und hoffnungsvolle Botschaft für alle Scheiternden und alle, die im tiefen Tal umherirren. Zum einen sagen sie: Ihr seid nicht allein, diesen Weg sind vor euch schon viele gegangen. Zum anderen verkünden sie die Hoffnung: Es geht auch wieder aufwärts.

 

Abenteuer und Schwellenhüter? Was hat das mit dem Beruf zu tun?

Zugegeben: Ich mag Fantasy – und falls Sie Interesse haben, kann ich Ihnen eine ganze Reihe an Büchern, Comics, Filmen und Hörspielen empfehlen – doch das ist nicht der (einzige) Grund, weshalb ich mich mit Abenteuern und Schwellenhütern beschäftige. Die Heldenreise, auf die ich mich beziehe, ist ein universale Blaupause für unser Leben. Sie beschreibt, wie der Held und damit auch wir, durchs Leben schreiten und Herausforderungen meistern. Mehr dazu im Blogpost Heldenreise.

Meine Frage an Sie: Wie war es für Sie?

Wie ist es Ihnen mit dieser Übung ergangen? Schreiben Sie mir doch bitte in den Kommentaren, ob sie Ihnen gefallen hat, was hilfreich war und was nicht.

Im nächsten Blogpost gibt es wieder eine Übung. Dann geht es darum, Widerstände umzudeuten und so langfristig in Stärken zu verwandeln.