• Mein Kind und seine Bedürfnisse sehen

Eltern-Gedöns Episode #EG106

Der unvoreingenommene Blick

Es ist für die meisten einleuchtend, dass mein persönlicher Zustand beeinflusst, wie  ich mein Kind sehe: Bin ich unter der Woche gestresst, habe ich wahrscheinlich viel weniger Verständnis und Wohlwollen als wenn ich gut ausgeruht an einem Sonntagmorgen aufwache …

Doch es geht noch viel weiter: Unsere Haltung beeinflusst ganz grundsätzlich, wie wir unsere Kinder sehen. Ich kann zum Beispiel mein Kind als unfertigen Erwachsenen sehen, der Unterstützung und Anleitung braucht, einfach weil er vieles noch nicht so gut versteht wie ich.

Oder ich kann mein Kind als eigenständigen Menschen sehen, der grundsätzlich seine Bedürfnisse spüren kann und gleichzeitig noch wächst und bei diesem Ausprobieren liebevolle Unterstützung und Begleitung braucht.

Beide Sichtweisen werden gespeist aus der Sorge um mein Kind.

Im ersten Fall allerdings werde ich viel stärker aus der Haltung des (all-)wissenden Erwachsenen handeln, der weiß, was für sein Kind gut ist. Bei der zweiten Haltung bin ich mir zwar auch bewusst, dass ich in meinem Leben mehr erlebt habe, aber gleichzeitig ist mir klar, dass ich nie genau wissen kann, was mein Kind gerade erlebt. Wie stark seine Gefühle sind. Ich kann also auch nicht 100%ig und immer wissen, was für mein Kind „gut“ ist. Um zu verstehen, was mein Kind benötigt, braucht es die Verbindung und die Kommunikation.

„Immer bist du wütend.“ In diesem kurzen Satz kann so viel stecken, z.B. Projektion, Verallgemeinerung, Abwertung und Vorwurf.

Unsere Sicht auf die Dinge und auf die Kinder können sehr machtvoll sein. Was Eltern von ihren Kindern denken und über sie sagen, kann diese sehr beeinflussen.

Was du in dieser Folge lernst

  • Wie Erwartungen und Vorstellungen unser Kind beeinflussen können
  • Was unsere Emotionen uns sagen
  • Was der vorurteilsfreie Blick ist und wie wir ihn trainieren können

Vielleicht kannst du es dir angesichts von ständiger Wutanfälle, Schreien und Toben gerade kaum vorstellen – doch wie wäre es, wenn du selbst bei Wutausbrüchen deines Kindes ruhig bleibst, dein Kind beziehungsorientiert begleitest und ihm so beibringst sich selbst zu beruhigen?!

(Und lernst dich selbst zu beruhigen?!)