Was bei Wut im Kindergehirn passiert

Was bei Wut im Kindergehirn passiert

#Eltern-Gedöns Episode #EG077

Was bei Wut im Kindergehirn passiert

Wenn Kinder wegen vermeintlicher Kleinigkeiten explodieren, können wir Erwachsene das häufig nicht nachvollziehen. Selten erreichen wir die Kinder mit Erklärungen oder guten Ratschlägen. Wieso das so ist, erkläre ich in dieser Folge.

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Wut hat wie jede Emotion seine Berechtigung, sie ist sogar ein wesentlicher Baustein eines gesunden Menschseins. Wieso aber werden Kinder so von ihren Gefühlen und gerade der Wut übermannt? Ein Grund ist, dass ihr Gehirn einfach noch nicht so entwickelt ist, dass sie ihre Gefühle kontrollieren können. Und um es noch schwieriger zu machen: Im Wutanfall wird gerade der Teil, der Gefühle kontrollieren kann, mehr oder weniger ausgeschaltet.

Das dreiteilige Gehirn

Das dreiteilige Gehirn ist eine vereinfachte Darstellung des menschlichen Gehirns. Es eignet sich aber meines Erachtens gut, um so eine Grundidee zu bekommen.

Hirnstamm: Kampf oder Flucht

An das Rückenmark schließt sich der Hirnstamm an, der stammesgeschichtlich älteste Teil des Gehirns. Es wird daher umgangssprachlich auch Reptiliengehirn genannt. Der Hirnstamm kontrolliert autonome Körperfunktionen wie Atmen und Herzschlag. Hier liegt auch eine unwillkürliche Steuerung für den Notfall: Der Fight-Flight-Modus (oder auch Fight-Flight-Freeze-Modus), also der Kampf-Flucht-Modus.

Limbische System: Gefühle und Alarmanlage

Darüber liegt ein Gehirnbereich, der limbisches System heißt. Es ist vor allem bei der Entstehung von Emotionen beteiligt und befähigt uns Bindungen einzugehen. Eine zentrale Rolle spielt hier die Amygdala, die so etwas wie unsere emotionale Alarmanlage ist.

Präfontaler Kortex: Die Steuerung

Über dem Ganzen liegt der Neokortex, die Hirnrinde. Hier sind höhere Hirnfunktionen angesiedelt. Eine besondere Stellung hat der präfontale Kortex, der direkt hinter unserer Stirn liegt. Mit ihm können wir abstrakt denken, uns sogar selbst beobachten und unsere Gefühle steuern. Dieser Bereich bildet sich erst im Laufe der Jahre beim Kind aus.

Bei einem Kind im Wutanfall übernimmt aber das limbische System und dann der Hirnstamm die Steuerung. Das Kind kennt nur noch Kampf oder Flucht (oder notfalls Erstarrung). Der Neokortex ist größtenteils wie abgeschaltet. Das erklärt, warum Kinder in diesem Zustand für Erklärungen kaum noch empfänglich sind.

Shownotes

Das Handmodell des Gehirns, das ich im Podcast beschreibe, habe ich aus dem Buch Mindsight von Daniel J. Siegel entnommen. Auch wenn der Untertitel „Die neue Wissenschaft der persönlichen Transformation“ mich eher nicht anspricht, finde ich ist das Buch  eine sehr anschauliche und verständliche Einführung, wie das Gehirn arbeitet. Empfehlenswert sind auch die weiteren explizite Eltern-Bücher von Daniel J. Siegel wie beispielsweise „Disziplin ohne Drama“ (auch wenn ich den Titel ebenso unglücklich finde …).

 


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2 Kommentare
  1. Frate Monika
    Frate Monika sagte:

    Ich bin heute 65 Jahre wir hatten eine sehr strenge Erziehung aber wir wussten wem man Respekt zollt. Wenn ich die heutige Erziehung beobachte erschrecke ich oft wie frech manche Kinder sind. Ich selbst habe 2 Enkel die manchmal übers Ziel schießen.

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    • Christopher End
      Christopher End sagte:

      Wenn Sie die strenge Erziehung gut überstanden haben, dann bin ich erleichtert. Viele, viele Menschen haben unter autoritärer Erziehung und Strenge gelitten. Wir gedeihen als Menschenkinder besonders gut, wenn wir in Wärme und Zuwendung aufwachsen, gepaart mit Halt und Sicherheit. Dazu gehören selbstverständlich auch Grenzen und Respekt. Nur lernen Kinder Grenzen und Respekt, indem ihre Grenzen respektiert werden, indem ihnen mit Respekt begegnet wird. Zu oft haben wir in unserer Gesellschaft Respekt nur mit Angst vor dem Stärkeren verwechselt.

      Antworten

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