• Achtsamkeit im Elternsein: Risiken & Nebenwirkungen

Eltern-Gedöns Episode #EG387

Achtsamkeit – das klingt nach Ruhe, Entspannung, vielleicht ein bisschen Spiritualität. Was soll da schon schiefgehen? Eine ganze Menge.
In dieser Folge von Eltern-Gedöns in 5 Minuten spreche ich über die Stolperfallen der Achtsamkeitspraxis im Elternsein – und wie du sie umgehen kannst, ohne dich zu verlieren.

Ja, auch Achtsamkeit kann Nebenwirkungen haben. Und zum Glück wird inzwischen offener darüber gesprochen.

Hier 5 Punkte, wie das im Elternsein konkret aussehen kann:

Risiko 1: Achtsamkeit als weiteres To-do

willst achtsamer sein, also: gemeinsam meditieren, Journaling, bewusste Kommunikation… Klingt gut. Aber im vollen Familienalltag? Eine Überforderung.

Achtsamkeit ist kein weiterer Punkt auf deiner To-do-Liste. Sondern eine Haltung – die du in das integrieren kannst, was sowieso schon da ist.

Und dann kann es sein, dass du merkst: oh, das tut mir gar nicht gut.

Bei mir war das zB so : Durch meine Achtsamkeit habe ich gemerkt, dass Alkohol mir nicht gut tut. Bis ich aufgehört habe, war das ein echt langer Prozess: Es wurde mit der Zeit immer weniger. Und irgendwann als die Klarheit groß genug war, habe ich den Alkohol einfach losgeslassen – tatsächlich ohne Anstrengung.

Es geht also nicht ums komplette Umdrehen deines Lebens – sondern um kleine Schritte in Präsenz.

Risiko 2: Schuldgefühle & Selbstverurteilung

Du nimmst plötzlich viel mehr wahr – auch dein inneres Chaos. Und vielleicht denkst du: Ich bin für alles verantwortlich.

Achtung!

Achtsamkeit darf nie isoliert gedacht werden. Sie braucht Mitgefühl – mit dir selbst, mit deiner Geschichte. Alles hat Gründe.

Und es gibt neben dem Innen auch ein Außen. Du lebst nicht im luftleeren Raum.

Das ist übrigens noch so eine Gefahr: Wenn du dich durch Achtsamkeit von anderen abschneidest, führt das in Isolation.

Also: Denk an das Mitgefühl – für dich und für andere.

Riskio 3: Wegmeditieren von Gefühlen (Spiritual Bypassing)

Manche nutzen Achtsamkeit, um sich von Gefühlen zu entfernen, statt sie zu fühlen.

So wird Meditation zur Flucht: Ich beobachte das Gefühl nur noch – statt es zu spüren und daraus zu handeln.

Aber Gefühle sind kein Fehler. Sie sind Wegweiser.

Achtsamkeit hilft dir, Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu unterdrücken – und dann eine bewusste Entscheidung zu treffen: Möchte ich das ausdrücken? Möchte ich etwas verändern?

Wir sind keine Asketen, die in der Höhle von der Welt entrückt meditieren – wir ELtern stehen mitten im Leben. Und unsere Gefühle gehören dazu.

Riskio 4: Alte Wunden brechen auf

Achtsamkeit macht dich feinfühliger – auch für alte Themen, die bisher im Hintergrund liefen. Unbewusst.

Siehst du die plötzlich, spürst du die plötzclih, kann das schmerzhaft sein. Und überfordernd.

Wenn du merkst, dass dich das zu sehr mitnimmt: Hol dir Unterstützung. Achtsamkeit ersetzt keine therapeutische Begleitung – sie kann aber wunderbar damit kombiniert werden.

(Und ja, es gibt sogar Situationen, in denen Achtsamkeit genau nichts für Menschen ist – im Zweifle frage deine*n Therapeut*in.)

Risiko 5: Falsch verstandene achtsame Erziehung

Viele Eltern – und ja, auch ich – landen erstmal im Säusel-Modus. Konfliktvermeidung, überbehütendes Verhalten.

Achtsamkeit heißt aber nicht, deine Stimme zu verstellen oder dich zu verbiegen.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Sondern echt.

Achtsamkeit ist kein Erziehungsstil. Sondern ein Weg zu dir selbst.

Fazit:Achtsamkeit kann überfordern, wenn wir sie zu eng, zu dogmatisch oder zu einsam gehen.

Eigentlich ist sie dafür da, dich zu entlasten. Und dir zu helfen, mehr du selbst zu sein.

Loslassen & Selbstannahme lernen

Wenn wir gelernt haben, dass Funktionieren wichtig ist, dass wir Dinge „richtig „machen, dann legen wir diesen Anspruch logischerweise auch an unser Elternsein an. Wenn du lernen willst, mehr Leichtigkeit und Selbstannahme in dein Elternsein zu bringen, dann  buch dir eine Einzelsitzung.

Foto: Mona Dadari

Ein Retreat, in dem Eltern echte Auszeit erleben – und lernen, die wahren Ursachen ihrer Überforderung zu erkennen – und in neue Kraftquellen zu verwandeln