Bild: Als Clown verkleidetes Kind . Text: Karneval mit Kindern überleben

Karneval, Fasching oder Fastnacht – viele freuen sich auf die tollen Tagen. Doch verkleidete Menschen, Umzüge mit lauter Musik oder Betrunkene, das ist für einige Kinder einfach zu viel. Mit den folgenden Tipps kannst du auch mit kleinen Kindern Karneval feiern und genießen.

Was manchen Erwachsenen an Karneval Spaß macht, ist für manche Kinder einfach nur noch anstrengend oder unheimlich. Das eigene Kind aufmerksam im Blick zu haben, halte ich daher im Fasching für besonders wichtig. Nicht umsonst sind hier Regeln außer Kraft gesetzt, werden Rollen getauscht und feiert mancher den Kontrollverlust mit Alkohol.

Bild: 2 kostümierte Kinder. Text: Welches Kostüm ist das richtige für mein Kind?

6 Tipps rund um Verkleidung, Kostüm und Schminke für kleine Kinder

  1. Wünsche berücksichtigen
    Hol lieber frühzeitig die Wünsche deines Kindes ein, was für ein Kostüm es haben will. Bei kleinen Kindern ist es hilfreich, danach die Erinnerung an den Wunsch „warm zu halten“. Denn manche Kinder vergessen den ursprünglichen Wunsch und wünschen sich sonst jede Woche etwas Neues. Das bedeutet nur unnötigen Stress für dich, sobald du das Kostüm gekauft hast, selber genäht – oder bei der Oma in „Auftrag gegeben hast“.
  2. Einfach halten
    Halte die Kostüme für kleine Kinder einfach. Bei kleinen Kindern lösen sich die Kostüme während eines Karnevalstages schon mal auf: Einzelteile werden dann nacheinander abgelegt, gehen auf der Party im Kindergarten oder auf dem Weg verloren oder überleben einfach das wilde Kinderspiel nicht. Verzichte daher auf teure und aufwändige Kostüme bei kleinen Kindern! Oft reicht ein Umhang für die Superheldin oder ein Kittel für den Arzt.
  3. Kopfbedeckung optional
    Wähle keine Kostüme, bei denen die Kopfbedeckung fester Bestandteil sind. Manche kleinen Kinder mögen es schlicht und einfach nicht, einen Hexenhut oder einen Fuchskopf aufzuziehen. Mit einer optionalen Kopfbedeckung ersparst du dir Stress auf Seiten von Kind und Eltern.
  4. Empfindungen des Kindes respektieren
    Du hast das Kostüm mit dem Kind geplant, genäht oder ausgesucht – dennoch am großen Tag will es einfach nicht den Hut aufziehen oder geschminkt werden. Respektiere das und lass einfach alles weg, was das Kind stört. Schließlich steht in dieser Zeit eh alles Kopf, die Jecken übernehmen die Rathäuser – das heißt in der Familie müssten doch zumindest jetzt eigentlich die Kinder das Sagen haben 😉
  5. Masken & Schminke
    Viele kleine Kinder erschrecken, wenn Eltern oder sie selbst verkleidet sind. Mein Tipp: Entkleide dich notfalls lieber, verzichte dann auch selber auf Schminke und Kopfbedeckung. Eine Karnevalsparty kann Reizüberflutung pur sein, für manche kleine Kinder ist das zu viel. Sind Kinder überfordert, brauchen sie jemanden, an dem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes festklammern können – und das ist in der Regel Mama oder Papa. Wenn dann die Kleinen die eigenen Eltern nicht mehr wiedererkennen und wiederfinden, wird aus der Feier schnell eine Tortur – für alle Beteiligten.
  6. Unperfekt perfekt
    Karneval ist dann perfekt, wenn alle Spaß haben – nicht wenn es perfekte Kostüm-Bilder für Freunde oder Instagram gibt. Fasching, Fastnacht oder Karneval ist die Zeit des Loslassens. Es ist eine Zeit des unbeschwerten Feierns. Es geht um Kontrollverlust – also gerade nicht um Perfektion. Also fang gar nicht erst mit der Jagd nach perfekten Kostümbildern an: Wenn deine Kinder wollen, super, freu dich über tolle Schnappschüsse fürs Familienalbum. Ansonsten lass deine Kinder in Frieden feiern.

Bild: Bunte Bänder. Text: Die Karnevals-Party

3 Regeln und 4 Tipps für Karnevalsfeiern mit Kindern

Wir feiern gerne. Wir haben sogar unsere eigenen Regeln für eine gute Party gefunden – und die verrate ich dir jetzt: Es sind drei Regeln, die eigentlich für die Feiern mit Erwachsenen gedacht sind, die du jedoch einfach auf Kinder übertragen kannst:

Unser 3 Regeln für gute Feiern

1) Halte es einfach (also weder 100 verschiedene Speisen und Getränke noch besonders aufwändige Zubereitungen)!

2) Je mehr Menschen und je kleiner der Raum, desto mehr Spaß. (Wir feiern sehr gern in der Küche.)

3) Nur Menschen einladen, die man mag. (ja, da meldet sich vielleicht das schlechte Gewissen – ich finde es super wichtig)

Und jetzt noch 4 Tipps für Feiern mit Kindern

  1. Essen
    Neben der Regel „halt es einfach“ würde ich bei einer Party mit Kindern auch auf ausgewogenen Kost achten – also neben der Schüssel Chips auch ein Teller mit der Lieblings-Rohkost des Kindes anbieten (so es momentan eine Lieblings-Rohkost gibt). Wir hatten zweimal nach Karnevalspartys unangenehme Erfahrungen mit Brechattacken– und zwar bei den Kindern und nicht bei den Erwachsenen! Unsere Kids hatten sich nämlich an irgendetwas im wahrsten Sinne des Wortes überfressen. Also drei, vier Packungen Schokoküsse oder so.
  2. Gäste
    Karneval heißt Loslassen und Feiern. Dennoch: Wenn Kinder mit anderen Kindern gerade nicht zu Recht kommen, dann konzentriere ich mich gerade bei einer Party zu Fasching auf die besten Freundinnen und Freunde. Wie gesagt: Karneval kann für kleine Kinder stressig sein! Umgeben von Kindern, die es mag, wird sich auch ein unsicheres Kind eher sicher fühlen. Die anderen Kinder können dann ja mal wieder einzeln eingeladen werden – nachdem der jecke Trubel vorbei ist. Obwohl: Mit Kindern ist ja eigentlich jeder Tag jeck 😉
  3. Spiele
    Ehrlich gesagt glaube ich: Am Fastelovend, wie wir hier im Rheinland zum Karneval sagen, braucht kein Mensch oder Kind vorgesetzte Spiele. Kinder erfinden ihre eigenen Spiele. Was für geregelte Spiele spricht: Die Kinder laufen nicht dauernd brüllend durch die Wohnung … . Also wenn es unbedingt Spiele sein müssen, dann plädiere ich für einfache. Luftballons geben sowohl eine tolle Deko als auch ein klasse Spielzeug ab – man kann sie kicken, werfen, fangen – und natürlich: platzen lassen.
  4. Tanz
    Programmeinlagen wie die Wahl des besten Kostüms finde ich persönlich ja nicht toll, ich habe es einfach nicht so mit dem Vergleichen und Prämieren. Was einfach geht: Kindergartenkinder haben oft in der KiTa etwas einstudiert, einen Tanz oder ein Lied. Wenn ich dazu die passende Musik auflege, dann freuen sich die Kids, wenn sie zeigen dürfen, was sie können. (Ansonsten zu Musik siehe nächster Punkt.)

Bild: Als Hexen verkleidete Kinder tanzen. Text: Die richtige Musik für die Kinder-Karnevals-Party

Karneval: Die richtige Musik für Kinder-Party

Karnevalsmusik kann – nun ja – gewöhnungsbedürftig sein. Wenn du nicht eh Brauchtumsfan bist und das ganze Jahr lang bei dir Karnevalsmusik läuft, kann das für kleine Kinder eine Überraschung sein. Daher mein Tipp: gewöhne die Kleinen rechtzeitig an die Musik. Super sind meines Erachtens Sampler, also die besten Karneval-Hits von gestern und heute – oder so 😉

Langsam an die jecke Musik gewöhnen

Die Karnevals-CD kann ab und zu die Wochen vorher im Kinderzimmer laufen. Das hat Vorteile: Denn Kinder lieben Bekanntes. Wer kennt das nicht: Du hast das Buch zum sechsten Mal diese Woche vorgelesen und dein Kind sagt freudestrahlend: „NOCHMAL vorlesen!“ Das heißt dein Kind wird sich auf der Karnevals-Party leichter wohlfühlen, wenn ihm zumindest die Musik schon mal bekannt vorkommt.

Wenn die Kinder mit der Musik berieselt werden oder du sogar gemeinsam mit den Kindern einige Lieder gesungen hast, lernen diese auch schon die Texte. Jetzt können sie Karneval gleich mitsingen – und fühlen sich noch mehr Teil der Karnevals-Party.

Noch ein Tipp zum Kindergarten: Sollte in eurem Kindergarten oder bei eurer Tagesmutter die Kinder auf Karneval vorbereitet werden, frage doch nach den Liedern, die dort gesungen werden. So könnt ihr diese auch zuhause gemeinsam singen.

Bild: Kostümierter mit Totenschädel. Text: Karneval = lustig? Nicht für alle Kinder

Den Straßenkarneval mit Kindern überleben

Der Straßenkarneval kann schon mal laut und dreckig werden. Wobei: Je größer die Stadt, desto größer auch das „laut“ und „dreckig“. Das mag für junge Leute großartig sein. Für kleine Menschen kann das schnell zu viel werden. Selbst Schulkinder – und auch noch in den weiterführenden Schulen – können von besoffenen Erwachsenen oder grölenden Jecken wirklich verunsichert werden.

Kinder mögen wild und freiheitsliebend sein, doch sie brauchen dazu die Sicherheit der Großen. Wenn die ihre Sicherheit ablegen und sich gehen lassen, kann das für Kinder beängstigend sein, gerade wenn Alkohol im Spiel ist. Also: Unser Fünftklässler darf weiterhin alleine zur Schule gehen – aber alleine in die Stadtmitte von Köln würde ich ihn am Fettdonnerstag (Altweiber) nicht lassen.

Bild: kleiner Karnevalsumzug in einem Vorort von Köln. Text: Die Alternative zum Rosenmontagsumzug: Klein, aber fein

2 Tipps für Umzüge an Karneval und Faschings

  1. Je kleiner, desto feiner

    Riesige Menschenmassen, größtenteils verkleidet, große bunte Wagen, Pferde, laute Musik und stundenlanges Stehen können schon für Erwachsene anstrengend sein. Für kleine Menschen ist es oft eine einzige Überforderung. Deswegen liebe ich kleine Umzüge.Oft gibt es auch in großen Städten kleinere Stadtteilumzüge, in Köln Veedelszoch genannt. Oder du wirst im Umland fündig bei teilweise winzigen, aber feinen Karnevalsumzügen. Ein Umzug, der nur eine halbe Stunde dauert, ist für die meisten Kinder super. Das ist eine Zeitspanne, die auch ein überfordertes Kind mal auf dem Arm oder der Schulter von Papa oder Mama verbringen kann – ohne dass Mama oder Papa danach „Rücken“ haben.

    Kleine Jecken ganz groß

    Wenn es dann doch der große Rosenmontagzug sein muss: Einfach die Zeit anpassen. Wir sind auch schon nach einer Stunde wieder gegangen, weil die Kinder (und damit wir) einfach durch waren. Auch hier gilt: Schau auf dich und dein Kind. Wenn dein Kind eher ein dickes Fell hat und nach drei Stunden Rosenmontagszug immer noch strahlt und unbedingt das Zugende sehen will – wunderbar!

  2. Kamelle: weniger ist mehr

    Am Anfang grabscht noch jeder nach jedem Bonbon, was von den Wagen regnet. Doch spätestens zuhause rächt sich die Gier. Wohin mit dem ganzen Süßkram, fragen wir uns spätestens nach dem dritten Umzug. Bei uns reicht die Karnevalsausbeute daher Wochen, wenn nicht Monate. Wer zudem noch auf Zucker in der Nahrung achtet, dem werden die Haare zu Berge stehen. Und die Fastenzeit verkommt zur Kamelle-Vertilgungszeit …

    Die Flut von Süßkram bezwingen

    Mein Tipp: Lieber sich auf Hochwertiges konzentrieren. Bewusst Süßigkeiten liegen lassen oder anderen Kindern schenken, die nicht so schnell waren. Das zaubert glückliches Lächeln auf Kindergesichter. Du meinst Gier und Karneval passt eh nicht zusammen? Ich habe bei Rosenmontagszügen in Köln schon erlebt, wie 30-Jährige einem 3-Jährigen die Bonbons weggeschnappt haben … Die beste Möglichkeit das süße Zeug loszuwerden: Selber bei einem Zug mitgeht und die Kamelle mit vollen Händen und gutem Gewissen wieder verteilen. Das bietet sich vor allem in der Grundschulzeit an.

Bild: Eine Bonbon auf dem Boden. Text: Kamelle! Aber: Wohin mit dem Süßkram?

Lernen: Brauchtum und Bedeutung von Karneval

Fasching, Karneval oder die alemannische Fasnacht sind gelebtes regionales Brauchtum – hört sich gut an, nicht? 😉 Okay, ich sehe es nicht ganz so gelehrt, sondern feiere einfach gerne. Ich bin zwar kein Mitglied eines Karnevalsvereins, dennoch finde ich es wichtig, wenn unsere Kinder die Bedeutung unserer Feste kennen. Auch Karneval ist eine Gelegenheit darüber mit Kindern zu sprechen.

So endet Karneval: „Der Nubbel hat Schuld“

Ein Beispiel: In Köln endet der Fastelovend (der rheinische Karneval) mit der Nubbelverbrennung: Der Nubbel ist ein Strohpuppe, die zu Weiberfastnacht über vielen Kneipen aufgehängt wird. Am letzten Abend des rheinischen Karneval wird der Nubbel als Sündenbock verbrannt. Diesen Brauch sollte meines Erachtens Kinder aus Köln kennen. Denn mit dem Nubbelverbrennung endet der Kölner Karneval – und auch dieser Text.